Die nächste Phase im Hafen von Beirut kann beginnen. Nach umfassenden Gesprächen im Libanon, mit europäischen Partnern und der deutschen Bundesregierung hat auch der Deutsche Bundestag einstimmig seine weitere Unterstützung beschlossen. Zur zweiten Jahreshälfte nehmen HPC Hamburg Port Consulting mit seinem Partner Colliers International den öffentlichen Dialog und die weitere Ausarbeitung des Konzepts auf und setzen die positiven politischen Gespräche fort. Das Konzept sieht eine Modernisierung und Vergrößerung der Hafenkapazitäten vor. Nicht genutzte Flächen dienen einer sozialen Stadtentwicklung, deren Erlöse den Wiederaufbau finanzieren. Das Konzept vermeidet damit eine Neuverschuldung des Libanon. Ziel ist eine engere Verknüpfung Europas mit der Region.
„Vor uns und der libanesischen Bevölkerung liegen jetzt Monate des Dialogs und der Arbeit“, sagt Suheil Mahayni, Geschäftsführer von HPC, dessen Familie selbst aus der Region stammt. „Libanon hat im Grunde alles, den Wiederaufbau des Hafens und der Stadt aus eigener Kraft zu stemmen. In unserem Konzept sind dauerhafte Hilfsgelder gar nicht nötig. Einzige Voraussetzung ist, der Korruption den Riegel vorzuschieben. Wir erarbeiten jetzt mit Hochdruck eine Governance, die volle Transparenz sicherstellt. Anknüpfend an die Unterstützung der Bundesregierung ist das jetzige Bekenntnis unseres Parlaments eine feste Grundlage für einen europäisch-libanesischen Weg.“
Ein enger Zeitplan sieht die Veröffentlichung der Dialogplattform Beirut Port City im Juli vor, über die der weitere Prozess begleitet wird. Mit etwa Jahresbeginn können seitens HPC sämtliche für einen Wiederaufbau erforderliche Studien ausgearbeitet sowie die Trust-Struktur eingerichtet und für eine Arbeitsaufnahme ausgestattet sein. Technisch soll damit alles für eine unmittelbare Umsetzung des Ansatzes bereitstehen.
Grundlage des Ansatzes ist, libanesische Fachexpertise für die Ausführung der Arbeiten im größtmöglichen Umfang einzubinden. Maßstab des Projekts sind dabei Transparenz und die Projektziele. Auf dieser Grundlage werden die positiven Gespräche mit der libanesischen Regierung fortgesetzt. Die libanesische Regierung und der Libanon insgesamt können dann entscheiden, ob sie sich für einen Reformkurs und die Umsetzung des Ansatzes aussprechen.
Maßgeblich in Deutschland war das kontinuierliche Engagement des Bundestagsabgeordneten Carsten Körber, verantwortlich im Haushaltsausschuss für die Entwicklungszusammenarbeit der Bundesregierung. „Das von HPC vorgelegte Konzept zum Wiederaufbau hat mich sofort überzeugt“, so Körber. Der Ansatz wolle „nicht allein den wirtschaftlichen Wiederaufbau des Hafens realisieren, sondern hat das Wohl der leidgeprüften Einwohner von Beirut fest im Fokus. Daher habe ich nicht lange gezögert, die benötigten 10 Millionen Euro Anschubfinanzierung beim BMZ zu besorgen. Dafür danke ich auch meinen Kolleginnen und Kollegen im Haushaltsausschuss.“
Körber hatte sich bereits in der Konzeptphase und bei dessen Vorstellung in Beirut für die ambitionierte Initiative stark gemacht. Der Beschluss vom 23. Juni 2021 sei nun, so Körber, „ein klares Bekenntnis des deutschen Bundestages. Gemeinsam mit unseren europäischen Partnern schaffen wir die Grundlage für eine bessere Zukunft des Libanon.“ Das Projekt ist allen europäischen Partnern offen und Teil der Bemühungen der internationalen Gemeinschaft, insbesondere der Weltbank. Es verzichtet auf die Neuaufnahme von Krediten des ohnehin hochverschuldeten Libanon.
Umgesetzt wurden im Hafen von Beirut bisher nur erste Notmaßnahmen. Trotz zahlreicher internationaler Bemühungen hat bisher allein das Unternehmen CombiLift aus Bremen 59 Gefahrgut-Container entsorgt – mit einer höheren Sprengkraft als die im vergangenen Jahr detonierten Lagerbestände.
Bundestagsabgeordneter Rüdiger Kruse, Beauftragter für die maritime Wirtschaft, hatte sich für konkretes Tätigwerden eingesetzt. „Nach der Tragödie im Hafen von Beirut im August 2020 ist es wichtig, die Region zu unterstützen und sowohl den immer noch vorhandenen Giftmüll abzutransportieren als auch die Libanesen dabei zu unterstützen, ihren Hafen wiederaufzubauen. Gerne habe ich mich gemeinsam mit Carsten Körber im Haushaltsausschuss für die Bereitstellung der Mittel eingesetzt,“ erklärte Kruse nach der Sitzung vom 23. Juni 2021.
Trotz administrativer Schwierigkeiten vor Ort will sich CombiLift weiter engagieren. Für die Entsorgung hat es sich mit einem französischen Unternehmen zusammengeschlossen. „Die libanesische Bevölkerung erwartet zurecht, dass nicht nur geredet wird, sondern etwas geschieht“, so Geschäftsführer Heiko Felderhoff.
Zur Dialog-Webseite geht es hier: www.beirut-portcity.org